Wer bist’n du, ey?
Ich bin Christoph. Gebürtiger Wiener, Averna-Fan und passionierter Fußgänger. Nach über zehn Jahren in der geschützten Werkstätte FM4 mit gelegentlichen Abstechern in die Agentur-Szene (Marketing & PR) war für mich klar, dass ich gerne anders arbeiten möchte. Lieber mit den Händen etwas Nachhaltiges erschaffen als Mails verfassen.

Zu nähen begonnen habe ich mit 16. Meinen ersten Pelzmantel bekam ich durch Zufall mit 23 in die Finger – es war Liebe auf den ersten Griff. Seitdem beschäftige ich mich mit dem Werkstoff Fell und verarbeite ihn autodidaktisch mit großer Begeisterung zu Pelz. Mein Haus, mein Auto, mein Boot sind in meinem Fall mein Schnellnäher, meine Overlock und meine Pelznähmaschine. Im Sommer 2018 wurde der Wunsch immer größer, das KürschnerInnenhandwerk professionell zu erlernen und zu meinem Beruf zu machen.
Ab Oktober 2018 absolvierte ich eine außerordentliche Lehre als Kürschner in einem Traditionsbetrieb in der Wiener Innenstadt. Im Herbst 2020 legte ich die Lehrabschlussprüfung ab; im Frühjahr 2023 die Meister*innenprüfung. Seitdem bin ich selbstständig als Kürschner tätig.
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Zu den Themen Schneiderei und Textilien gibt es unzählige digitale und analoge Quellen – vom klassischen Burda Nähgrundkursbuch über Hochschulkurse fürs Nähmaschinen nähen lernen hin zu DIY Blogs in allen Facetten. Beim Thema Pelz ist das anders.
Als ich anfing mir selbst Kleidung und Accessoires aus gebrauchten, großteils geschenkten Pelzmäntel- und Jacken zu machen, stand ich vor der Herausforderung, wie man mit diesem Werkstoff richtig umgeht. Fachliteratur ist Mangelware und Online Tutorials gibt es bis heute keine.

Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden, diesen Blog zu machen. Ich möchte all jenen Hilfestellung bieten, die wie ich – früher amateurhaft, heute professionell – gerne mit Fellen und Pelz (amateurhaft) arbeiten, ohne im Selbstversuch durch Trial & Error zum gewünschten Ergebnis zu kommen.
Pfui Pelz!?
Auf meiner Literaturmappe in der Oberstufe klebte ein Sticker mit dem Spruch „Auch im kleinsten Tierpelzkragen hat einmal ein Herz geschlagen!“. Auf den war ich recht stolz, ebenso wie auf die „Nazis raus“ und „Freie Bildung für alle“ Aufkleber. Letztere unterschreibe ich auch heute noch sofort – meine Einstellung zum Thema Pelz hat sich jedoch gewandelt.
Als ich vor knapp zehn Jahren den ersten Pelzmantel von einem Bekannten bei der Wohnungsauflösung seiner Oma geschenkt bekam, fing ich nicht nur an, mit dem Material zu arbeiten, sondern auch mich mit der Pelzproduktion zu beschäftigen.
Dieser Blog hat keinen missionarischen Auftrag. Ich will niemanden davon überzeugen, wie geil Pelz nicht ist. Das muss jede_r für sich entscheiden. Meine Meinung ist klar: Ich finde Pelz nicht verwerflich.

Ich finde es heuchlerisch, wenn jemand das vermeintliche Tierleid beklagt während sie/er Gewand von H&M trägt, das mit aller Wahrscheinlichkeit nach eine Näherin unter fragwürdigen Bedingungen für einen Hungerslohn in einem Dritte-Welt-Land genäht hat. Ich weiß, dass Pelz nachhaltig ist – Pelze werden über Generationen vererbt und können umgearbeitet werden; bei Textilien sieht das anders aus. Ich weiß, dass Pelz abbaubar ist – wenn man einen aufgetrennten Pelz vergräbt, löst er sich vollständig auf; bei Kunstfasern ist das nicht der Fall. Ich weiß, dass die Pelzproduktion die Umwelt weniger belastet als die Herstellung von Baumwolle oder Kunstpelz. Und ich weiß, dass das nicht alle so sehen. Das ist auch ihr gutes Recht und daran will ich nichts ändern.
Wie auf jedem Gebiet gibt es auch in der Pelzindustrie schwarze Schafe (LOL); das kann und will ich nicht leugnen. Doch als KürschnerIn will man vor allem gutes Material zum Verarbeiten haben. Das bedeutet Felle, die dichtes, glänzendes Haar haben sowie weiches Leder ohne Fehler. Diese Qualität hat ihren Preis und stammt von gesunden Tieren – egal ob aus Zuchthaltung oder der freien Wildbahn. Alle, die schon einmal streunende Tiere gesehen haben, wissen, wovon die Rede ist. Schütteres, glanzloses und brüchiges Fell; auch beim Menschen sind die Haare ein Gesundheitsbarometer.
Blog-Party – oh, behave!
Wie gesagt, ich will niemanden davon überzeugen pro Pelz zu sein. Das ist auch nicht die Aufgabe dieses Blogs. Es geht darum, einen Einblick in die Kürschnerei zu geben und Anhand ausgewählter Beispiele/Beiträgen Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten – sprich DIY-Anleitungen.
Aus diesem Grund gibt es eine Kommentarfunktion unter den Einträgen/Beiträgen. Sollte jemand eine Frage oder Feedback haben, so ist dies für alle ersichtlich und etwaige Antworten bzw. Diskussionen können auch für andere hilfreich und interessant sein. Ich werde mich bemühen Anfragen jeglicher Art schnellstmöglich und umfangreich zu beantworten.
Sollte jemand die Kommentarfunktion zum Trollen/Haten/Ragen verwenden behalte ich mir vor, moderativ einzugreifen.

In diesem Sinne – lasset die Spiele beginnen!
Hallo Christoph,
Dein Blog ist klasse.
Ich habe viel Interessantes gelesen, aber dennoch habe ich einige Fragen.
Vor 2 Wochen habe ich mir auch eine urige Rittershausener Nähmaschine zugelegt. Letztes Jahr habe ich mühsam die Kaninchenpelz Jacke für meine Tochter per Hand angepasst. Viel Zeit und blutige Finger sind im Erinnerung geblieben. Da meine Eltern in Estland Kaninchen züchteten- Fleisch war zum Essen da, aus Pelz haben wir Jacken nähen lassen. Nun habe ich einige Pelze noch da, aber muss mich noch mit der Nähmaschine vertraut machen. Könntest Du mir bitte verraten, welche Nadel und Faden ich für Kaninchenfell kaufen soll? Dabei sind nur super feine Nadel. Wie reinigst Du die Pelze vor dem nähen?
Ich würde mich sehr freuen, wenn Du Deine Erfahrungen teilen könntest.
Liebe Grüße aus Besigheim, Merle
Hallo Merle,
vielen lieben dank für das tolle Feedback! Es ist immer schön zu sehen, wenn jemand alten Stücken neues Leben einhaucht und die Felle bzw. Pelze nicht ungenutzt verkommen. Zu deinen Fragen: ich nähe generell mit einer 19er Nadel und einem 120er Polyesterfaden. Sollte dir die Nadel zu fein sein – sprich beim Nähen brechen, das hängt von der Dicke des Leders ab, da kann man nur mal probieren – würde ich eine stärkere Nadel nehmen, z.B. eine 17er. Generell sollte Kanin auch per Hand zu nähen sein, sofern du Fingerhut und eine Dreikant-/Kürschner-/Ledernadel verwendest; Stärke 8 sollte passen. Wichtig ist auch die Maschine regelmäßig zu ölen (mit einfachem Nähmaschinenöl; dabei einen Tropfen auf die roten Punkte außerhalb und innerhalb der Maschine geben). Ich reinige die Pelze in einer Läutertrommel, die mit Hilfe von Sägespänen und einer Lösung den Schmutz aus den Haaren entfernt. Das kann man auch manuell machen, ist aber mit einem gewissen Aufwand verbunden. Wenn du möchtest schreib mir vielleicht auch via Instragram, dann schicke ich dir Fotos und wir könnten telefonieren; ich finde es redet sich meist leichter über solche Dinge 😉
Liebe Grüße aus Wien
Christoph
Hallo Christoph,
ich finde Deine Seite sehr interessant, vor allem, weil man über die Verarbeitung alter Pelze fast nichts findet. Ich habe eine Frage: Ich besitze einen alten Nerz, eine alte Lammfelljacke und eine alte Persianerjacke. Daraus möchte ich gerne eine Decke machen. Brauche ich dafür unbedingt eine entsprechende Nähmaschine oder kann ich das auch per Hand nähen? Ich trau mich gar nicht, diese Mäntel/Jacken zu zerschneiden. Aber vielleicht einfach ran ans Werk? Auf SocialMedia bin ich nicht vertreten, deshalb bitte per Email antworten. Herzlichen Dank und Grüße aus Bad Neuenahr von Helga Distelrath
Hallo Helga,
es freut mich, dass dir mein Blog gefällt und auch ein wenig Information bzw. Hilfestellung bieten konnte. Bezüglich deines Deckenprojekts möchte ich dir vorab sagen: trau dich! Ich kann nachvollziehen, dass es eine gewisse Hemmschwelle gibt, in gut erhaltene Pelzmäntel zu schneiden. Aber wenn du dich langsam vortastest – sprich zuerst einmal das Futter heraustrennen, Schulterpolster, Einlagen etc. entfernen – kann nicht allzu viel passieren. Wenn du schneidest, dann wie im Blog erwähnt immer die Pelze anheben um keine Haare abzutrennen und nur ein Kürschner- oder Teppichmesser verwenden. Die einzelnen Teile kannst du natürlich auch per Hand zusammennähen; es dauert nur um einiges länger und kann gerade bei dickerem Leder (z.B. bei gröberen, älteren Lammfellen) auch recht in die Finger gehen. Ich würde dazu eine mittelstarke Dreikantnadel (z.B. 8er) und 60er Polyestergarn verwenden. Ich hoffe dir damit ein wenig weiterhelfen zu können. Solltest du weitere Fragen haben, kannst du dich jederzeit gerne bei mir melden.
Liebe Grüße aus Wien
Christoph