Seit jeher bin ich eher Team warm anziehen statt Heizung auf Anschlag drehen, um die kalte Jahreszeit in den eigenen vier Wänden unbeschadet zu überstehen. Wollsocken und Hauspatschen – bislang meist aus Stoff – sind meine bevorzugten Waffen im Kampf gegen Erfrierungen. Da ich noch viele Lammfellreste übrighabe und auch Weihnachtsgeschenke für die Familie auf der To Do Liste stehen, werden Lammfell-Patschen gefertigt. Upcycling at its best!
Als erstes wird der Schnitt konstruiert. Dabei einfach von Schuhen, die man bereits hat, gut passen und gefallen, den Schnitt abnehmen. Mein Schnitt besteht aus drei Teilen: der Sohle, dem Seitenteil und dem Umbug.
Für die Sohle den Schnitt auf die raue Seite des gewünschten Leders übertragen. Das Leder sollte etwas dicker sein, damit es nicht gleich durchgewetzt ist, wenn die Schuhe getragen werden.
Um in größeren Familien Verwechslungen zu vermeiden kann die Schuhgröße auf die Sohle aufgebracht werden. Ich habe mich für Stanzen und Einbrennen entschieden. Dazu die jeweilige Größe zuerst mittels Metallstanzen mit Hilfe eines Geodreiecks mittig in die Sohle einhämmern.
Anschließend die Zahlen mit der dünnsten Spitze eines Lötkolbens einbrennen.
So sehen die eingebrannten Schuhgrößen dann aus:
Wer möchte kann die jeweiligen Größen auch mit Kugelschreiber oder einem anderen Stift aufbringen. Denn im nächsten Schritt werden die Sohlen mit Naturlatex eingestrichen, wodurch die Sohle rutschfest und etwaige Tinte versiegelt wird.
Dazu Naturlatex besorgen und mit einem Pinsel auf die Sohle auftragen. Nachdem die erste Schicht getrocknet ist den Vorgang wiederholen. Wenn das Latex vollständig trocken ist, wird es transparent und klebt nicht mehr.
Nun geht es ans Fell. Da meine Lederreste lose in Kisten aufbewahrt werden, bügle ich sie ab, damit sie schön glatt daliegen und weiterverarbeitet werden können. Mit einem Bügeleisen die Fellstücke auf der Lederseite abbügeln bis sie glatt sind und mit der Haarseite nach oben abkühlen lassen. Am besten auf einem Reststück bzw. am Rand ausprobieren, ob das Bügeleisen nicht zu warm eingestellt ist (meist reichen Temperaturen um die Woll-Einstellung).
Die vorbereiteten Ledersohlen werden nun mit dem Fell verbunden. Dazu die Ledersohlen mit einer Schere ausschneiden, auf der Rückseite mit Kraftkleber einpinseln und auf die Fellstücke kleben. Sobald der Kleber trocken ist die Sohlen entlang des Leders mit einem Teppich- oder Kürschnermesser ausschneiden. Dabei das Fell anheben und nicht am Tisch schneiden, da sonst Haare mitabgetrennt werden.
Zuletzt mit Kreide die Querzeichen auf die vorbereiteten Sohlen übertragen und diese zur Seite legen. Die Querzeichen markieren, wo nachher die Seitenteile mit der Sohle beim Nähen aufeinandertreffen sollen.
Als nächstes den Schnitt inklusive Querzeichen der Seitenteile auf das gewünschte Fell übertragen. Ich habe Lammfell genommen, da es schön dicht ist, gut wärmt und ich noch einige Reste übrighabe. Generell kann jedes Fell verwendet werden, das man hat bzw. einem zusagt. Je höher bzw. dichter das Haar ist, desto größer sollte der Schnitt sein, damit man genug Platz im Schuh hat.
Die Seitenteile mit einem Teppich- oder Kürschnermesser ausschneiden und zusammennähen. Genäht wird mit Polyesterfaden (40er, mittlere Spannung und große Stichweite) entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mit einem Überwendlichstich. Die Nähte mit einem Nahtroller oder dem Daumennagel glattstreichen.
Damit das Leder beim Reinschlupfen in den Schuh nicht gedehnt wird oder gar einreist, bekommen die Schlapfen eine Schlaufe. Dazu ein Stoffband ca. 1cm länger als die Fersenhöhe abschneiden und die Enden miteinander vernähen, sodass ein Ring entsteht.
Die Schlaufe mit der Naht zum Leder beidseitig mittig über die Fersennaht nähen. Dabei soll die Schlaufe bei der Sohle bündig sein und oben hervorschauen. Genäht wird auch hier mit Polyesterfaden (120er, mittlere Spannung und Stichweite) entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mit einem Überwendlichstich. Die Nähte anschließend mit einem Nahtroller oder dem Daumennagel glattstreichen.
Für den Umbug den Schnitt auf das ausgewählte Fell übertragen, mit dem Teppich- oder Kürschnermesser ausschneiden und wie die Schlaufe zusammennähen. Anschließend ebenfalls mit Polyesterfaden (120er, mittlere Spannung und Stichweite) entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mit einem Überwendlichstich einmal rundherum annähen. Dabei die Schlaufe auslassen; sie wird später durch das so entstehende Loch gesteckt.
Zuletzt werden die vorbereiteten Sohlen mit den Seitenteilen zusammengenäht. Bei der Ferse beginnend mit Polyesterfaden (40er, mittlere Spannung und große Stichweite) entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mit einem Überwendlichstich einmal rundherum nähen. Dabei darauf achten, dass die Querzeichen aufeinandertreffen. Egal ob mit Maschine oder per Hand genäht wird, auf jeden Fall eine größere Nadel verwenden, damit die zwei Lagen Fell plus Leder gut durchstochen werden (z.B. eine 17er Nadel). Abschließend die Nähte mit einem Nahtroller oder dem Daumennagel glattstreichen.
Et voilà!
