Wer schon einmal auf der Suche nach Buchstützten oder Türstoppern war weiß, es gibt viele und fast alle sind ästhetische Entgleisungen. Da ich nicht darauf warten will, bis die Badezimmertür meine Bedürfnisse erfüllt und beim Lüften von alleine offenbleibt, entschließe ich mich dazu, einen Türstopper zu nähen, der keinen Augenkrebs verursacht.
Nach einer kurzen Diskussion mit dem Manfriend über die Form des neuen Wohnaccessoires („Willst du tatsächlich ein Kack-Emoji aus Pelz im Vorraum rumstehen haben?“) fällt die Wahl auf einen unverfänglichen Tukan.
Nachdem der Schnitt gezeichnet ist, werden die Materialien ausgewählt. Ich entscheide mich für schwarze und weiße Lammfellreste sowie Lederreste in Orange und Schwarz. Man kann auch andere Felle und Farben nehmen und einen Phantasievogel kreieren. Bei der Materialwahl würde ich jedoch eher kurzhaarige (z.B. Lamm, Persianer, Nerz) oder geschorene bzw. gerupfte Felle empfehlen. Sonst kann sich leicht Staub/Lurch im Fell verfangen und die Silhouette des Tukans ist schlechter erkennbar.
Als nächstes werden die einzelnen Schnittteile auf die jeweiligen Materialien und Farben übertragen. Da der Tukan aus zwei Hälften besteht, wird jedes Teil zweimal (davon einmal spiegelverkehrt) aufgezeichnet. Dabei auch die Querzeichen einzeichnen; sie markieren die Stellen, an denen die einzelnen Schnittteile beim Nähen aufeinandertreffen müssen.
Leder kann mit der Schere (am besten einer Lederschere) geschnitten werden. Pelz bzw. Fell wird mit einem Teppich- oder Kürschnermesser geschnitten. Dabei das Fell anheben und nicht am Tisch schneiden, da sonst Haare mitabgetrennt werden. Die einzelnen Teile können so aufgelegt werden, wie sie später zusammengenäht werden. Dadurch bekommt man einen ersten Eindruck vom Endergebnis und kann noch etwas ändern, sollte das Bild nicht überzeugen.
Nun werden alle Teile verkehrt aneinandergelegt und mit parallelen Strichen markiert, die beim Nähen aufeinandertreffen müssen. Damit wird verhindert, dass beim Nähen eine Seite weiter gedehnt wird als die andere und sich eine kurvige Naht ergibt.
Die einzelnen Teile werden mit Polyesterfaden (120er, mittlere Spannung und Stichweite) entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mit einem Überwendlichstich und einer Ledernadel zusammengenäht. Die Nähte mit einem Nahtroller oder dem Daumennagel glattstreichen.
Kleiner Tipp: Am einfachsten ist es, wenn man zuerst die Teile des Schnabels zusammennäht…
…dann das weiße Gesichtsfeld mit dem schwarzen Körper, gefolgt vom Boden…
…und zuletzt den Schnabel mit dem Körper verbindet und die Abnäher des Körpers schließt.
Jetzt werden beide Teile mit der schönen/rechten Seite aufeinandergelegt und einmal rundherum zusammengenäht. Der Boden bleibt dabei offen; hier wird der Türstopper gefüllt. Für den Schnabel am besten farblich passende Nähseide verwenden; die restlichen Teile können mit schwarzem Garn genäht werden.
Den Tukan durch den Boden auf die schöne Seite drehen und füllen. Dazu kann man alte, kleingeschnittene Stoffreste, Watte oder alte Polsterfüllung verwenden. Ich entscheide mich für Faserbällchen, die ich noch vom Seestern-Polster übrig habe.
Damit der Türstopper später gut steht und auch bei Wind nicht verrutscht, bekommt er zwei kleine Sandsäckchen als zusätzliche Füllung. Dazu näht man zwei festere Stoffreste – Jeans eignet sich gut – mit den Maßen 37 x 18cm mit 1cm Nahtzugabe zusammen. Danach die Beutel umdrehen, die offene Seite 1cm nach innen umbügeln und die so entstandenen Kanten bis auf einen kleinen Spalt zusammennähen (entweder per Hand oder mit der Kürschnermaschine).
Die Säckchen werden mithilfe eines Trichters mit jeweils 1kg Sand gefüllt. Je kleiner die Körnung, desto besser. Ich verwende diesen. Da der Sand feucht ist, wird er in einer Auflaufform im Backrohr getrocknet, bevor er in die Beutel gefüllt wird.
Sind die Säckchen gefüllt, die offene Stelle zusammennähen und auch in den Türstopper nahe des Bodens geben. Hat der Tukan durch die Füllung die gewünschte Form und Festigkeit erhalten, wird der Boden mit der Kürschnermaschine oder per Hand mit einem Überwendlichstich geschlossen. Dazu einen festeren Faden verwenden (etwa einen 40er Polyesterfaden), der sich nicht leicht aufreibt durch die Belastung am Boden. Die Naht mit einem Nahtroller oder dem Daumennagel glattstreichen, damit der Türstopper flach am Boden aufliegt und solide steht.
Et voilà!
Der fertige Tukan misst ca. 27 x 37 x 20cm (H/B/T) und wiegt rund 2,4kg.