
Diese Blaufuchsjacke hat eine Bekannte von ihrer Schwiegermutter vererbt bekommen. Beim ersten Reinschlüpfen zeigt sich schnell, dass ihr das gute Stück leider zu groß ist. Außerdem gefallen ihr der Ärmelschnitt und das Futter nicht, die Jacke ist ihr zu schwer und die Drücker schließen auch nicht mehr. Da sie die Jacke aber sehr gern tragen will und es schade ist, wenn ein Pelz sein Dasein in einem Kasten fristen muss, hat sie sich für eine kleine Umarbeitung bzw. Auffrischung entschieden.
Auf der To-Do Liste stehen somit folgende Punkte, die nacheinander abgearbeitet werden:
- Wollvlies rausnehmen, um Gewicht zu reduzieren
- Verschlüsse erneuern
- Körper pro Seite um 2cm enger machen
- Fledermausärmel in geraden Ärmel umwandeln, verkleinern und um 2cm kürzen
- Futter erneuern

Da das Futter getauscht werden soll, wird die Jacke in einem ersten Schritt davon befreit. Dazu einfach den Faden lösen, der das Futter mit dem Pelz verbindet; sowohl am Körper als auch in den Ärmeln. Das rausgetrennte Futter unbedingt aufheben, da man es für den späteren Futterschnitt noch braucht.

Als nächstes wird das Wollvlies entfernt. Wie bereits zuvor beim Futter auch hier einfach den Faden trennen, der Vlies und Pelz verbindet. Im vorliegenden Fall werden auch die Schulterpolster entfernt.

Danach werden die Ärmel vom Körper gelöst. Dazu kann man entweder vorsichtig zwischen den beiden Lederschichten die Naht mit einem Kürschner- oder Teppichmesser aufschneiden oder die Naht einfach aufziehen und somit trennen . Da die Kürschnermaschine mit nur einem Faden arbeitet und sich dieser nur um sich selbst wickelt, kann die Naht recht simpel gelöst werden.
Dazu das Stück vor sich so hinlegen, dass die durchgängige Linie oben ist und die Schlaufen nach unten schauen. Dann trennt man bei der Linie an einer beliebigen Stelle den Faden durch, lockert ihn mit einer Nähnadel und zieht ihn durch eine Schlaufe, sodass die Schlaufe noch geschlossen dar liegt und der Faden frei ist.

Jetzt einfach am Faden ziehen und die Naht löst sich auf. Je älter das Material ist bzw. umso mehr Haare eingenäht wurden, umso öfters reist der Faden beim Anziehen. In diesem Fall einfach nochmal eine Schlaufe freilegen und erneut anziehen oder zum Messer greifen. Beim Raustrennen der Ärmel darauf achten, diese zu bezeichnen, damit man nachher sicher weiß, welches der rechte bzw. linke und welche die Vorderseite ist. Beide Ärmel ebenfalls vom Vlies befreien, die Ärmelnaht auftrennen und vorerst zur Seite legen.

Um die Verschlüsse zu tauschen den Faden lösen, der die Fellkante über den Verschlüssen fixiert. Hier sieht man, dass die alten Verschlüsse bereits oxidiert und ziemlich abgenützt sind, weshalb sie nicht mehr schließen. Nachdem die alten Verschlüsse herausgetrennt sind – dazu einfach den Faden entfernen, mit dem sie angenäht wurden – die neuen Verschlüsse an der selben Stelle mit einem starken Faden (etwa ein 30er Saba) annähen und die Fellkannte mit einem Staffierstich per Hand mit einer Kürschnernadel wieder schließen.

Um die Jackenweite zu verengen, wird zuerst die Seitennaht ausfindig gemacht. In fast allen Fällen befindet sie sich am tiefsten Punkt des Armloches und ist klar erkennbar. Im vorliegenden Beispiel verläuft die Seitennaht gerade von der Dreiecksspitze zum tiefsten Punkt des Armloches. Um weiter arbeiten zu können, werden die Bänder rund ums Armloch und unten bei der Länge gelöst. Einfach den Faden entfernen und die Bänder frei hängen lassen; sie werden später wieder angenäht um das Leder in Form zu halten.

Als nächstes wird ein Dreieck eingezeichnet, dessen Spitze sich an der Seitennaht unten an der Länge befindet und parallel bis zur Mitte des Armloches reicht. An den beiden Enden sowie in der Mitte dieser beiden Linien werden Querstriche gemacht und im Abstand von 5cm weitere Querstriche eingezeichnet. Diese 5cm sind die sogenannte Rückungsdistanz; um sie wird das eingezeichnete Dreieck später hinaufgeschoben. Außerhalb dieses Dreiecks wird eine Distanz von 15cm als Kontrolle eingezeichnet. Nach der Rückung sollte sich diese Distanz verringert haben.

Nun wird das Dreieck mit dem Kürschner- oder Teppichmesser herausgeschnitten. Wie immer gilt das Schnittgut anzuheben und nicht am Tisch zu schneiden, da sonst Haare mitabgetrennt werden. Der so gewonnene Zwickel wird um 5cm hinaufgesetzt und wieder eingenäht. Dies kann entweder mit der Kürschnermaschine geschehen oder per Hand mit einem Überwendlichstich. In beiden Fällen einen einfachen Polyesterfaden verwenden.

Nach der Rückung hat sich die Distanz in der Seite von 15cm auf 13cm verringert; sprich die Jacke wurde um 2cm pro Seite verengt. Die zuvor gelösten Bänder werden per Hand mit einer Kürschnernadel und einem stärkeren Faden (z.B. ein 60er Polyesterfaden) im Zick-Zack-Stich wieder angenäht. Dadurch wird das Leder in Form gehalten und kann sich nicht ausdehnen.

Nun zu den Ärmeln. Diese sollten – mit geöffneter Ärmel- und Manschettennaht und vom Wollvlies befreit – vor einem liegen.

Man erkennt leicht, dass es sich hierbei um einen großen Fledermausärmel handelt. Um den Ärmel zu verkleinern, kann man entweder einen Ärmelschnitt kaufen der einem gefällt oder den Schnitt von einem Kleidungsstück abnehmen, das einen passenden Ärmel hat.
Diesen Schnitt überträgt man auf den zu verkleinernden Ärmel. Im vorliegenden Fall wurde der Schnitt weiter unten angesetzt, sodass von der Schulter rund 4cm abfallen. Da der Ursprungsärmel sehr weit geschnitten war und auch Schulterpolster hatte, kann man ruhig etwas mehr wegnehmen, sodass sich am Ende eine Verkürzung um die gewünschten 2cm ergibt.

Wichtig ist hierbei zu beachten, dass der Ärmel später ins Armloch passt. Sprich man misst das Armloch rundherum aus; sowohl am Körper als auch am Ärmel. Sollte sich diese Distanz unterscheiden, so muss der Ärmelschnitt entweder etwas kleiner oder etwas größer gemacht werden. Dazu einfach die Ärmelnaht etwas breiter oder flacher gestalten, nochmals messen und dann den Ärmel ausschneiden.

Den ausgeschnittenen Ärmel der Länge nach auf der Lederseite zusammenlegen, mit Strichen versehen und zusammennähen. Dazu wie beim Nähen des Dreiecks vorgehen (siehe oben). Anschließend die Manschette wie die Fellkante bei der vorderen Mitte mit den Verschlüssen anstaffieren und den Ärmel ins Armloch einnähen. Hierbei den Ärmel vorher mit Schwester- bzw. Glaskopfstecknadeln in den Körper hängen, auf der Lederseite mit Strichen markieren und wie das Dreieck bzw. die Ärmelnaht vernähen.

Je nachdem wie gut die Qualität des Futters ist, kann entweder das alte Futter abgeändert wiederverwendet werden oder man näht ein neues Futter. In beiden Fällen das Futter auftrennen. Im ersten Fall alle Änderungen, die am Pelz vorgenommen wurden auf das alte Futter übertragen und wieder zusammennähen. Im zweiten Fall die Änderungen der Weite auf das alte Futter übertragen und die so gewonnene Schnittvorlage mit dem Ärmelschnitt auf dem neuen Futter einzeichnen und die Teile zusammenfügen. Dabei darauf achten, dass an den Ärmelmanschetten, der vorderen Mitte, der Länge und im Halsloch – sprich rundherum – ca 2-3cm Stoff über die Schnittkante hinaus mitbedacht werden; der Überschuss wird später einfach umgebogen. Das Futter kann mit einer einfachen Haushaltsnähmaschine und einem gewöhnlichen Polyesterfaden genäht werden. Als Stoff empfiehlt sich etwas Robusteres wie ein Seidensatin, damit man auch lange Freude am neuen Innenleben hat.

Wenn das Futter genäht ist, wird es in die Jack gehängt. Dazu die Jacke umdrehen und das Futter mit den Ärmeln beginnend an die Kanten des Pelzes legen. Den überschüssigen Stoff nach innen umbiegen und die so gewonnene Kante mit Stecknadeln an den Pelz heften. Bei Rundungen kann der Stoffüberschuss eingeschnitten werden, damit sich das Futter besser legt.

Das Futter wird per Hand mit der Kürschnernadel und einem etwas stärkeren Faden (z.B. ein 60er Polyesterfaden) per Hand anstaffiert.
Et voilà!
