Von meiner ehemaligen Nachbarin bekam ich diese ausgelassene Nutriajacke, die sie wiederum von ihrer Tante vererbt bekommen hat. Das Material gefiel ihr, der Schnitt eher weniger. Da eine Umarbeitung nicht allzu wirtschaftlich erschien, haben wir uns dazu entschlossen, ihr Erbstück in ein Wohnaccessoire umzuwandeln. Und zwar einen Polster für ihre Couch.

In einem ersten Schritt wird – wie immer bei Umarbeitungen – die Jacke komplett aufgetrennt; sprich von Futter, Wollvlies und Verschlüssen befreit, die Ärmel herausgetrennt und die Schulternaht aufgelöst. Wenn das Stück dann flach vor einem liegt, kann man das Material begutachten und sich überlegen, welche Teile man weiter bzw. wofür verwenden möchte.

In diesem Fall wird die Rückenmitte und die beiden Vorderteile verwendet. Die Rückenmitte ist meistens ein schönes, im Ganzen gearbeitetes Stück Pelz, das sich gut wiederverwenden lässt, da es in der Regel wenig beansprucht wird.

Als nächstes werden die einzelnen Teile geschnitten. Die Rückenmitte entlang der beiden Nähte zu den Nachbarfellen mit dem Kürschner- oder Teppichmesser herausschneiden; dabei immer das Material anheben und nicht flach am Tisch schneiden um das Abtrennen von Haaren zu vermeiden. Um die beiden Vorderteile zu bekommen, einfach einen senkrechten Strich vorne beim Revers bzw. Umbug und knapp vor dem Tascheneingriff ziehen und schneiden.

Die jeweiligen Stücke kann man danach auf der Lederseite zusammenlegen um einen Eindruck vom Endprodukt zu bekommen. Da die Nutriajacke schon etwas älter ist und nicht immer optimal gelagert wurde, hatte das Leder an manchen Stellen Risse. Je nachdem wie gut das Material generell ist, kann man solche Stellen einfach mit lockerer Spannung zusammennähen oder mit einem Stück Leder hinterkleben um ein weiteres Aufreißen zu verhindern. Dazu einfach ein weiches, dennoch stabiles Stück Leder, passend in der Farbe der Haare, großzügig ausschneiden und mit Kraftkleber über den Riss kleben und festdrücken.

Die vorbereiteten Teile werden danach auf der Haarseite so nebeneinander gelegt, wie sie zusammengenäht werden sollen. Bei jeder Naht auf beiden Seiten im Abstand von ca. 10cm Querstriche machen; diese sollen beim Nähen aufeinandertreffen. Dadurch wird verhindert, dass eine Seite beim Nähen stärker gedehnt wird als die andere, wodurch sich eine kurvige Naht ergeben würde. Genäht wird mit einem 120er Polyesterfaden mit mittlerer Spannung und Stichweite, entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mittels Dreikantnadel und Überwendlichstich. Wenn von unten genäht wird – sprich vom Pumpf Richtung Kopf – lassen sich die Haare besser zwischen die Lederstreifen einstreichen, was das Nähen erleichtert. Die Nähte anschließend entweder mit dem Nahtroller oder dem Daumennagel ausstreichen, so dass sie flach daliegen.

Als nächstes wird der Schnitt auf die Lederseite übertragen. Da der Polster ein Maß von 50x50cm hat, wird ein ebenso großes Quadrat aufgezeichnet, das seinen Mittelpunkt in der Rückenmitte hat; sprich jeweils 25cm links und rechts von selbiger verlaufen die Außenkanten. Bei Pölstern ist es immer schön, wenn diese einen Umbug haben und man auch auf der Rückseite noch ein wenig Pelz hat. Im vorliegenden Beispiel wurde ein Umbug von 2cm gewählt. Dazu einfach an den Ecken jeweils 4cm nach innen messen und die Punkte miteinander verbinden. Die sich so ergebende Fläche einmal rundherum mit einem Pelzretuschier- oder Lederstift einfärben, um die Kante, die sich ergibt, wenn der Polster umgestülpt wird, optisch etwas zu entschärfen. Finger weg von Permanentmarkern, da diese das Leder austrocknen.

Für die Rückseite des Polsters verwendet man am besten einen Wollstoff, da man in diesem Fall einfach die Schnittkante umbügeln kann, ohne sie versäubern zu müssen um ein Ausfransen der Kante zu verhindern. In diesem Fall wurde ein Walk gewählt. Da der Polster einen Umbug von 2cm je Seite hat, wird das Futter um insgesamt 8cm kleiner zugeschnitten als der Pelz. Einfach den Schnitt auf den Futterstoff übertragen und mit 2-3cm Nahtzugabe ausschneiden. Die Nahtzugabe nach innen umbügeln, sodass sich eine schöne, gerade Kante ergibt.

Ist das Futter vorbereitet, können Vorder- und Rückseite miteinander vernäht werden. Dazu den angezeichneten Polster aus dem Pelz schneiden, flach auf die Haarseite legen und den Wollstoff mittig auflegen, sodass zu allen Seiten der selbe Abstand ist und die Nahtzugabe zum Leder schaut. Im Abstand von ca. 10cm wieder Querstriche machen; sowohl auf der Nahtzugabe des Futters wie auf der Lederseite des Polsters.

Als erstes werden die Ecken zusammengenäht, sprich die abgeschnittenen Kanten so aneinandergelegt, dass sich eine Gerade ergibt und der Umbug bildet. Sind die Ecken genäht legt man das Futter so auf den Pelz, dass die Lederseite und die Nahtzugabe nach außen schauen und die Haarseite und glatte Futterseite aufeinanderliegen und näht einmal rundherum. Dazu unten beginnen und bis in die Ecken nähen, am Boden circa die Hälfte bis ein Drittel der Strecke offenlassen; hier wird später der Polster eingeschoben. Genäht wird – wie schon zuvor – mit einem 120er Polyesterfaden mit mittlerer Spannung und Stichweite, entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mittels Dreikantnadel und Überwendlichstich.

Hat man Futter und Pelz miteinander vernäht, kann man die Polsterhülle durch die Öffnung am Boden umdrehen bzw. herausziehen. Die Ecken nochmal mit den Fingern schön ausformen und anschließend den Polster in die Hülle stecken. Dazu die Füllung am besten zusammenrollen, in die Hülle schieben und vorsichtig ausrollen.

Die offene Stelle am Boden kann entweder mit der Kürschnermaschine zusammengenäht werden – dies ist besonders bei längeren Haaren, die die Naht gut überdecken, eine Option – oder per Hand verzogen.

Rechts: Nach ein paar Millimetern wieder auf die Haarseite stechen usw.
Für den Polster sich einfach vorstellen, die rechte Seite sei Stoff und nicht Fell bzw. Leder.
Für die Verzugsnaht eignet sich ein kräftigerer Faden, da er – wie der Name schon andeutet – Zug aushalten muss. Für den ersten Stich Knoten ins Fadenende machen und mit einer Ledernadel von der Lederseite auf die Fellseite stechen. Der zweite Stich führt an genau der gegenüberliegenden Stelle vom ersten Stich vom Futter in die Nahtzugabe zurück. Dann wird die Nadel umgedreht und auf derselben Seite nach ein paar Millimetern wieder von der Nahtzugabe auf die Futterseite gestochen, um an der gegenüberliegenden Stelle wieder vom Haar ins Leder zu stechen und so weiter. Das Nähgarn bleibt dabei nur leicht angezogen.

Nach ca. 5 Stichen das Nähgarn fest anziehen, wobei die Fell- und Futterkante – die mit dem linken Daumen leicht nachgeschoben werden können – umgerollt festsitzen. Danach den Faden mit Hilfe eines Stück Papiers verknoten. Die Nadel durch das Papier und bis ganz nach unten auf das Fell schieben, damit sich die Haare nicht verfangen, Knoten machen und Papier wieder ausfädeln. So ergeben sich ein schöner Abschluss und Umgub.

Et voilà!

