Diese beiden Waschbärpelze – eine Jacke und einen Mantel – habe ich von Bekannten geschenkt bekommen. Sie kamen mir sehr gelegen, da ich schon länger vorhatte, eine flauschige Tagesdecke für das Ferienhäuschen zu nähen, das vor allem während der Wintermonate genutzt wird.

Wie bei jeder Umarbeitung besteht der erste Schritt im Auftrennen der einzelnen Schichten und Materialien, bis das Fell frei vor einem liegt. Sprich Futter, Wollvlies, Pikierstoff raus, Verschlüsse, Knöpfe, Ärmel und Kragen abtrennen sowie etwaige Galonen entfernen.
Ich wusste bereits, dass ich die einzelnen Streifen des ausgelassenen Pelzes neu anordnen werde, um eine möglichst große und homogene Fläche zu bekommen. Deshalb habe ich die Bahnen ebenfalls an den Seiten getrennt. Der Grotzen – die Fellmitte – bildet somit die Mitte eines jeden Streifens. Die orangen Linien zeigen an, wo genau die Bahnen getrennt wurden.


Als nächstes wurden die Taschen-Schlitze und Löcher zugenäht, wo zuvor die Verschlüsse waren. Genäht wird mit einem 120er Polyesterfaden mit mittlerer Spannung und Stichweite, entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mittels Dreikantnadel und Überwendlichstich. Die Nähte anschließend mit einem Metallkamm auskämmen, sodass mitgenähte Haare wieder freigelegt werden und die Naht verdecken.

Die so vorbereiteten Streifen mit der Haarseite nach oben flach auflegen und sortieren. Wenn man Mäntel oder Jacken zu Decken umarbeitet, wird man die Streifen der vorderen Mitte meist an den Rändern lassen und die Bahnen aus dem Rücken in die Mitte legen, da sie in der Regel die am wenigsten beanspruchten und somit am schönsten sind. Je nach Geschmack kann man die einzelnen Streifen dem Haarstrich nach gegengleich sortieren; dadurch lässt sich meistens mehr Fläche gewinnen. Da die Streifen der Jacke um gut die Hälfte kürzer sind als jene des Mantels, wurden hier pro Bahn zwei Streifen aneinandergelegt. Die Streifen wurden dann eingeschnitten (vgl. S. 51ff des Links); hierzu später mehr.

Sind die einzelnen Streifen so sortiert, dass sich ein harmonisches Bild ergibt, geht es an die Vorbereitung der jeweiligen Streifen. Hierbei orientiert man sich an den längsten Bahnen, welche in der Regel die Streifen der vorderen Mitte (sprich die Randstreifen) oder der Rückenmitte (in der Mitte des Mantels) sind und das spätere Maß der Decke definieren. Die Bahnen mit Armloch bzw. unter der Achsel sind kürzer, da sie für den Ärmel Platz lassen müssen.

Um die kürzeren Streifen zu verlängern, wird das übrige Material aus den Ärmeln (seltener aus dem Kragen) verwendet. Dazu müssen auch die Ärmel in einzelne Bahnen getrennt werden, bevor man passende Streifen suchen kann, mit denen die kürzeren Bahnen verlängert werden. Generell sollten Streifen zusammengefügt werden, die von der Fellfarbe, der Haardichte sowie -höhe zusammenpassen.

Wie auf dem Bild erkenntlich, ist der längere Streifen unten breiter und oben schmäler. Dies ist häufig so aufgrund der Schnittführung. Je älter die Mäntel bzw. Jacken sind desto wahrscheinlicher ist ein erkennbarer Breitenunterschied aufgrund der früher gern verwendeten A-Linie bzw. Glockenform. Da die Decke möglichst groß werden soll, wird der Streifen aus der Armloch-Region daher unten (am Pumpf) verlängert.
Dazu fertigt man sich eine Schablone an, mithilfe derer die einzelnen Streifen aneinandergenäht werden – man spricht hierbei von Einschneiden.

Für jede Fellart gibt es unterschiedliche Winkel bzw. Schnittführungen, die die Aufsätze weniger deutlich erscheinen lassen. Für den vorliegenden Waschbär wurde eine Schablone mit einem Winkel von 40° gewählt.

Bei der Schablone ist es wichtig ihre Mitte zu markieren. So kann man auch bei unterschiedlich breiten Streifen später immer den Grotzen aufeinandersetzen und es ergibt sich ein harmonisches Bild.
Beim längeren Streifen kann man sich auf der Haarseite ansehen, bis wohin das Fell noch schön ist – meist ist dies ein paar Zentimeter oberhalb der Umbugkante, an der das Fell in der Regel abgestoßen ist. An diesem Punkt von der Haarseite mit einer Steck- oder Schwesternnadel durchstechen, den Streifen umdrehen und auf der Lederseite die Unterkante der Schablone anlegen und anzeichnen.
Anschließend das untere Ende der Bahn mit einem Kürschner- oder Teppichmesser abschneiden. Dabei das Fell anheben und nicht am Tisch schneiden, da sonst Haare mitabgetrennt werden.
Das lose Ende wird nun auf die untere Kante der Ärmel-Bahn gelegt und soweit hinaufgezogen, solange sich ein optisch harmonisches Bild ergibt.

Diesen Punkt wie gehabt mit einer Nadel markieren, anzeichnen und schneiden. Die beiden Bahnen anschließend wie bereits gehabt zusammennähen und auskämmen.

Legt man den so verlängerten Armloch-Streifen wieder neben den Streifen aus der vorderen Mitte wird deutlich, dass er nun länger ist und gut in die Decke integriert werden kann, ohne dass auf Fläche bei der finalen Decke verzichtet werden muss.

Bei den Jacken-Bahnen, welche nur halb so lang sind wie die des Mantels, empfiehlt es sich öfters einzuschneiden, damit die Aufsätze weniger auffallen. In der Regel wird zwei Mal eingeschnitten – beim Rücken und beim Pumpf. Dadurch ergeben sich drei Abschnitte: von Kopf bis Rücken, von Rücken bis Pumpf und von Pumpf bis Fellende.

So geht man nun mit allen Streifen vor, damit diese später wie zuvor sortiert aneinandergenäht werden können.
Dazu legt man die Bahnen mit der Lederseite nach oben aneinander und macht ca. alle 10cm Striche, die beim Nähen aufeinandertreffen müssen. Damit wird verhindert, dass beim Nähen eine Seite weiter gedehnt wird als die andere und sich eine kurvige Naht ergibt. Genäht wird mit Polyesterfaden (120er, mittlere Spannung und Stichweite) entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mit einem Überwendlichstich. Die Nähte mit einem Nahtroller oder dem Daumennagel glattstreichen.

Sind alle Bahnen zusammengenäht, wird die Decke mit einer Bürste mit weichen Borsten und lauwarmem Wasser auf der Lederseite eingefeuchtet. Anschließend die Decke so zusammenlegen, dass Leder auf Leder liegt und ca. zehn Minuten ruhen lassen, bis das Wasser ins Leder eingedrungen ist.
Wenn das Leder weich ist, wird die Decke aufgespannt. Dazu wird eine Breitseite mit (Tacker-)Nägeln auf einem Holzbrett fixiert. Danach arbeitet man sich von beiden Seiten bis zur anderen Breitseite vor, bis schließlich die gesamte Decke angenagelt ist. Die so fixierte Decke über Nacht trocknen lassen und am nächsten Tag die Nägel oder Tackerklammern entfernen.

Nach dem Trocknen ist das Leder meist etwas steif. Um es wieder weich zu bekommen das Leder mit beiden Händen fest kneten.
Die Decke anschließend wieder flach auflegen und bezeichnen. Dazu am besten zwei lange gerade Hölzer nehmen und im selben Kantenabstand der Länge nach auflegen. Die Breite im rechten Winkel zu den gezogenen Linien anzeichnen.

Bei Decken ist es immer schön, wenn diese einen Umbug haben und man auch auf der Rückseite noch ein wenig Pelz hat. Im vorliegenden Beispiel wurde ein Umbug von 4cm gewählt. Dazu einfach an den Ecken jeweils 8cm nach innen messen und die Punkte miteinander verbinden. Die sich so ergebende Fläche einmal rundherum mit einem Pelzretuschier- oder Lederstift einfärben, um die Kante, die sich ergibt, wenn die Decke umgestülpt wird, optisch etwas zu entschärfen. Finger weg von Permanentmarkern, da diese das Leder austrocknen. Anschließend die angezeichnete Fläche ausschneiden (siehe oben).

Damit die Kante der Decke später schön fällt, wird sie mit einem Volumenvlies verstärkt. Dazu das Vlies 4cm von der Kante entfernt in Wellen geschnitten mit Nadeln auf der Decke feststecken und in den Ecken die überlappenden Stellen zurückschneiden. Die Wellenform verhindert, dass sich der Übergang von Vlies zu Futterstoff verspielt und später nicht hart wirkt.

Das angesteckte Vlies einmal rundherum mit einem 60er Polyesterfaden per Hand mit einer Dreikantnadel im Abstand von ca. 5cm ans Leder heften. Bei der Wellen-Seite den Faden so führen, dass das Vlies über Kreuz fixiert wird und die Ecken des Vlieses ebenfalls zusammenheften. Dies sieht dann so aus:

Für die Rückseite der Decke verwendet man am besten einen Wollstoff, da man bei diesem einfach die Schnittkante umbügeln kann, ohne sie versäubern zu müssen um ein Ausfransen der Kante zu verhindern. In diesem Fall wurde Tuchloden gewählt. Da die Decke einen Umbug von 4cm je Seite hat, wird das Futter um insgesamt 16cm kleiner zugeschnitten als der Pelz. Einfach den Schnitt auf den Futterstoff übertragen und mit 2-3cm Nahtzugabe ausschneiden. Die Nahtzugabe nach innen umbügeln, sodass sich eine schöne, gerade Kante ergibt.

Ist das Futter vorbereitet, können Vorder- und Rückseite miteinander vernäht werden. Dazu den Wollstoff mittig auf die Lederseite der Decke auflegen, damit zu allen Seiten der selbe Abstand ist und die Nahtzugabe zum Leder schaut. Im Abstand von ca. 10cm wieder Querstriche machen; sowohl auf der Nahtzugabe des Futters wie auf der Lederseite der Decke.

Als erstes werden die Ecken zusammengenäht, sprich die abgeschnittenen Kanten so aneinandergelegt, dass sich eine Gerade ergibt und den Umbug bildet.

Sind die Ecken genäht, legt man das Futter so auf den Pelz, dass die Lederseite und die Nahtzugabe nach außen schauen und die Haarseite und glatte Futterseite aufeinanderliegen und näht einmal rundherum. Genäht wird – wie schon zuvor – mit einem 120er Polyesterfaden mit mittlerer Spannung und Stichweite, entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mittels Dreikantnadel und Überwendlichstich.
An einer Stelle die gut von Haaren verdeckt wird ca. die Hälfte bis ein Drittel der Strecke offenlassen; durch diese Öffnung wird die Decke umgedreht. Die Ecken nochmal mit den Fingern schön ausformen.
Die offene Stelle kann entweder mit der Kürschnermaschine zusammengenäht werden – dies ist besonders bei längeren Haaren, die die Naht gut überdecken, eine Option – oder per Hand verzogen.

Zuletzt wird der Wollstoff noch an einigen Stellen mit dem Pelz vernäht, damit er sich nicht verzieht und die Decke flach aufliegt. Dafür – je nach Größe der Decke – das Längen- und Breitenmaß des Futters halbieren oder dritteln und an den Schnittstellen mit Stecknadeln markieren.
Auf den Kreuzungspunkt der Stecknadeln die Mitte einer Schablone legen, mit der die Abstände der Fixierungsnaht mit Kreide übertragen werden. Wie das Muster der Fixierungsnähte aussieht, bleibt der eigenen Kreativität überlassen. Statt durchgenähten Fäden können auch flache Knöpfe angenäht werden; je nachdem was man lieber hat.

Für die Fixierungsnaht wird ein stärkerer Faden (z.B. ein 30er Saba oder Knopflochgarn) verwendet. Den Faden doppelt in eine Dreikantnadel einfädeln, verknoten und von der Haarseite durch das Leder auf den ersten Punkt des Musters auf der Futterseite stechen. Ist das gewünschte Muster genäht, wieder auf die Haarseite durchstechen und den Faden mit Hilfe eines Stück Papiers verknoten. Die Nadel durch das Papier und bis ganz nach unten auf das Fell schieben, damit sich die Haare nicht verfangen. Knoten machen und Papier wieder ausfädeln.
Et voilà!

