Fast zeitgleich bekam ich unabhängig von zwei Bekannten alte Schals – einmal Nerz, einmal Wildkatze* – mit der Bitte daraus Etuis für ihre Sonnenbrillen zu machen. Nichts leichter als das!

Als erstes wurden Futter und Wollvlies entfernt. Denn wie immer gilt, der erste Schritt der Umarbeitung besteht im Auftrennen der einzelnen Schichten und Materialien, bis das Fell frei vor einem liegt.

Danach wurde das Leder des Nerzes im unteren Drittel mit lauwarmen Wasser leicht eingefeuchtet, rasten gelassen und anschließend in die Breite gezogen. Dadurch wurden Leder und Haarkleid dünner – ein Wunsch der einen Bekannten war nämlich, dass das Etui so leicht als möglich sein solle, damit es nicht allzu viel Platz in ihrer Tasche einnimmt wie ihre bisherigen Brillenhüllen. Ein positiver Nebeneffekt dadurch ist, dass sich der gewählte Schnitt nach dem Strecken leicht ausgeht; dies wäre davor im oberen Bereich nicht möglich gewesen.

Beim Einfeuchten lauwarmes Wasser mit einem Pinsel oder einer weichen Bürste auf die Lederseite auftragen, sodass diese feucht aber nicht nass ist und dann für ca. zehn Minuten ruhen lassen, bis das Wasser ins Leder eingezogen ist. Dazu die beiden Lederseiten aufeinanderlegen. Dadurch lässt sich – je nach Ausgangsmaterial – zwischen 10% und 30% mehr Fläche gewinnen.

In Absprache mit beiden Bekannten wurde ein klassischer, rechteckiger Schnitt gewählt. Um diesen zu kreieren, einfach die Brille abmessen für die das Etui bestimmt ist oder die Dimensionen der größten Brille nehmen, soll die Hülle für mehrere Exemplare verwendet werden. Gemessen wird mit einem Maßband über die jeweils höchste bzw. breiteste Stelle der Brille.
Für die Länge einmal um die Brille herum messen, das Maß halbieren und ca. 3cm Zugabe addieren für Umbug und Bewegungsspielraum. Für die Breite gleich vorgehen und ca. 1cm Zugabe miteinberechnen. Im vorliegenden Beispiel ergibt sich bei einer Brille von 14 x 6cm ein Schnitt mit den Maßen 21 x 7cm. Sollte man sich mit den Dimensionen nicht sicher sein, lieber etwas großzügiger bemessen und später etwas vom Material wegschneiden, wenn man das Etui mit Stecknadeln zusammengeheftet und die Brille probeweise reingesteckt hat.

Den so gewonnenen Schnitt auf die Lederseite übertragen und beide Hälften mit einem Kürschner- oder Teppichmesser ausschneiden. Dabei das Fell anheben und nicht am Tisch schneiden, da sonst Haare mitabgetrennt werden. Die ausgeschnittenen Teile nebeneinanderlegen und mit Querstrichen versehen; diese dienen beim Zusammennähen als Orientierungshilfe damit nicht eine Seite weiter ausgedehnt wird als die andere. Von der Oberkante 1,5cm für den Umbug einzeichnen und beide Hälften Mittig mit einem 120er Polyesterfaden mit mittlerer Spannung und Stichweite, entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mittels Dreikantnadel und Überwendlichstich zusammennähen. Die Naht – sowie alle weiteren – anschließend entweder mit dem Nahtroller oder dem Daumennagel ausstreichen, so dass sie flach daliegen.

Anschließend eine Hälfte sowie die Umbugkante der zweiten Seite mit einem ca. 1cm breiten Baumwollband bandeln. Dadurch wird die Naht entlastet, das Leder bleibt in Form und dehnt sich bei häufigem Gebrauch nicht aus. Dazu im Zickzack dicht entlang der Bandkante mit einem etwas stärkeren Garn, etwa einem 60er Polyesterfaden, und einer Kürschnernadel nähen. Wird für das Etui breiteres Ausgangsmaterial verwendet, kann der Schnitt auf der Längsseite auch in den Bug gelegt werden (vgl. das Futter im übernächsten Arbeitsschritt). Dadurch hat man nur zwei Nähte und bandelt einmal rundherum.

Wer gerne ein etwas stabileres Etui haben möchte – so wie die zweite Bekannte; Leichtigkeit war für sie nicht so relevant – kann über das Baumwollband eine feste Tascheneinlage nähen. Dafür die Einlage auf allen Seiten rund 5mm kleiner als die Seitenteile zuschneiden und mit einem 40er Polyesterfaden pikieren.

Nun werden die zweite Längs- sowie die untere Breitseite zusammengenäht. Dazu wie bei der Naht der ersten Längsseite vorgehen. Danach die obere Kante um 1,5cm bis zum Baumwollband umbiegen und offenkantig per Hand mit der Kürschnernadel und einem etwas stärkeren Faden (z.B. ein 60er Polyesterfaden) anstaffieren.

Für das Futter den Schnitt um die Breite des Umbugs – in diesem Fall 1,5cm – kürzen und auf den gewünschten Futterstoff inklusive 1cm Nahtzugabe übertragen. Der Schnitt kann dabei auf der Längsseite in den Bug gelegt werden. Die Längs- und untere Breitseite mit der Haushaltsnähmaschine zusammennähen und die Nahtzugabe anschließend mit einer Zackenschere auf ca. 5mm zurückschneiden. Die obere Kante 1cm umbügeln; somit überlappen Futter und Pelz später um 0,5cm und der Pelz überdeckt die anstaffierte Futterkante.

Den Futterbeutel anschließend umdrehen und über die Lederseite des Etuis ziehen. Das Futter glattstreichen und darauf achten, dass die Seiten bzw. Nähte aufeinanderliegen. Die umgebügelte Einschlagskante des Futters mit Steckadeln auf dem Pelzumbug fixieren und einmal rundherum mit einem stärkeren Faden (z.B. ein 60er Polyesterfaden) anstaffieren. Dabei von der Fellseite kommend in die Futterkante stechen, das Futter anziehen und wieder zurück ins Fell stechen.


Um das Brillenetui schließen zu können, kann entweder ein einfacher Druckknopf angenäht werden, oder man näht einen Magnetknopf unter den Umbug auf der Futterseite ein. In beiden Fällen eine Kürschnernadel sowie stärkeres Garn verwenden (etwa ein 30er Saba) und die auf der Fellseite mitgenähten Haare auskämmen bzw. mit einer Nähnadel vorsichtig herausziehen.

Danach das Etui umdrehen, sodass der Pelz außen und das Futter innen liegt. Zuletzt wird das Futter an der unteren Breitseite fixiert, damit es sich nicht mitbewegt, wenn die Brille herausgezogen wird. Dazu ein Garn der Stärke 40 oder 30 doppelt verknoten und vom Futter in die Ecke nach außen in den Pelz stechen, auf der Außenseite verknoten und den Faden abschneiden. Dabei kann man durch ein Blatt Papier stechen, welches man dicht an den Pelz schiebt; dadurch werden keine Haare miteingeknotet bzw. abgeschnitten. Dies bei beiden Ecken machen.
Et voilà!
