„Kannst du mir daraus eine Umhängetasche, so eine Art Beutel machen?“ fragt mich eine Bekannte und hält mir eine alte Luchs*-Stola hin. Ich bejahe und nach kurzer Diskussion über das finale Design kann auch schon mit der Arbeit begonnen werden.

Als erstes wird die Stola von Futter und Wollvlies befreit. Denn wie immer gilt, der erste Schritt der Umarbeitung besteht im Auftrennen der einzelnen Schichten und Materialien, bis das Fell frei vor einem liegt. Danach wird das Luchsfell in der Läutertrommel gereinigt.
Nun wird die Stola in der Hälfte geteilt, sodass man zwei gleichlange Streifen erhält. Diese werden der Länge nach nebeneinandergelegt und mit parallelen Strichen versehen markiert, die beim Nähen aufeinandertreffen müssen. Damit wird verhindert, dass beim Nähen eine Seite weiter gedehnt wird als die andere und sich eine kurvige Naht ergibt.


Die beiden Streifen werden mit Polyesterfaden (120er, mittlere Spannung und Stichweite) entweder mit der Kürschnermaschineoder per Hand mit einem Überwendlichstich zusammengenäht. Die Nähte mit einem Nahtroller oder dem Daumennagel glattstreichen.

Die so gewonnene Fläche wird nun eingeteilt und markiert. Der erste Abschnitt ist der Taschenboden-Umbug, wo der Beutel geschlossen wird. Abschnitt Nummer zwei ist die Fell-Rückenseite der Tasche, Nummer drei die Vorderseite. Die Markierung zwischen Abschnitt zwei und drei ist der Umbug, an dem der Beutel aufgeklappt wird.

Damit der obere Umbug des finalen Beutels auch schön ist und die Kante nicht optisch bricht indem das helle Leder durchblitzt, wird die angezeichnete Linie mit einem Pelzretuschier- oder Lederstift eingefärbt und somit etwas entschärft. Finger weg von Permanentmarkern, da diese das Leder austrocknen.

Um der Tasche mehr Stabilität zu verleihen – schließlich soll in ihr etwas getragen werden können ohne dass das Leder reißt – wird die gesamte Fläche mit einem Leinenstoff pikiert. Dazu den Stoff mit Dampf abbügeln und knapp zwei Zentimeter größer als die Fellfläche ausschneiden. Das Leinen auf das Leder legen, ca. 1cm pro Kante zur Lederseite hin umbiegen und einmal rundherum mit einem etwas stärkeren Garn (etwa ein 40er Polyesterfaden) pikieren.

Über das Leinen wird an den Kanten noch ein ca. 1cm breites Baumwollband gebandelt. Dazu im Zickzack dicht entlang der Bandkante nähen. Auch hierfür einen stärkeren Faden verwenden.

Die finale Tasche soll später über die Schulter getragen werden können. Als Halterung für das Trageband dienen zwei Gurtbandschieber. Diese werden in eine Lederschlaufe geklebt, die so breit wie die Aussparung selbst ist. Dadurch hat der Schieber keinen Spielraum und das Leder nützt sich nicht ab.
Die präparierten Halterungen werden per Hand mit Überwendlichstich und festem Garn auf die Tasche genäht. Und zwar so, dass die Oberkante des Leders genau an der oberen Umbugkante liegt. Dadurch liegt der Zug an der obersten Stelle der Tasche, sie hängt nicht durch und die Last wird gleichmäßig verteilt.

Als nächstes wird das Leder für die Beutel-Innenseite um zwei Zentimeter länger als die Fell-Rückenseite der Tasche zugeschnitten. Linie 1 markiert die Futternaht; Linie 2 den Umbug und Linie 3 dient später als Anhaltspunkt zum Ankleben des Umbugs. Das Serge-Futter mit einem Zentimeter Nahtzugabe pro Breitseite zuschneiden und mit der Haushaltsnähmaschine mit der rechten Seite an Linie 1 annähen. An den Längsseiten das Futter ruhig etwas länger lassen; vor allem an der Bodenseite – es wird später verkehrt über den Beutel gestürzt sodass es gut sitzt und dann erst gekürzt.

Die Fläche zwischen Lederkante und Linie 2 mit Kleber einstreichen, zu Linie 3 hin umbiegen, mit Gewichten fixieren und trocknen lassen. Danach das Futter leicht vom Leder wegbügeln. So ergibt sich eine schöne Kante.


Das Futter für die Vorderseite bzw. das Oberteil der Tasche wie folgt bemessen und zuschneiden: Die Länge ist die Distanz der oberen Kante bis zum Taschenboden-Umbug; hierbei ein paar Zentimeter mehr Nahtzugabe geben um den Beutel nachher gut schließen zu können (wie beim Futter der Innenseite). Für die Breite jeweils 1cm Nahtzugabe nehmen und beide Seiten umbügeln. Auch die obere Kante mit 1cm Nahtzugabe umbügeln.
Das so vorbereitete Futter mit Stecknadeln auf das Fell heften, bis zu den Halterungen auf der rechten Seite mit Querstrichen versehen und mit einem Polyesterfaden (120er, mittlere Spannung und Stichweite) entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mit einem Überwendlichstich zusammennähen.


Die zukünftige Besitzerin der Tasche will kein Innenfach, dafür einen Karabiner um ihren Schlüssel aufhängen zu können. Dazu das Futter an der Stelle, an der später die Schlüsselhalterung angebracht werden soll, auf der Rückseite mit Vlieseline verstärken. Dadurch bekommt das Futter mehr halt und das Ausreißen wird verhindert.

Für die Halterung selbst kann ein alter Lanyard-Karabiner verwendet werden. Dieser wird wie die Taschenhalterungen in einen Lederstreifen geklebt und per Hand mit einer Ledernadel und einem 30er Garn angenäht.

Nun werden das vorbereitete Leder für die Beutel-Innenseite und der Fellstreifen zusammengenäht und die Tasche geschlossen. Dazu zuerst die Lederkante an die Fellunterkante legen, mit Querstrichen versehen und mit einem Polyesterfaden (120er, mittlere Spannung und Stichweite) entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mit einem Überwendlichstich zusammennähen.
Danach den Taschenboden-Umbug auf beiden Seiten des Fellstreifens mit einer Stecknadel markieren. Von diesem Punkt aus in beide Richtungen im Abstand von 10cm Striche machen, bis das Ende des Leders bzw. die Taschenhalterungen/das bereits angenähte Futter erreicht sind. Den Beutel bei den Stecknadeln umbiegen, sodass Fell und die schöne Lederseite nach innen zeigen. Von den Stecknadeln beginnend den Beutel nach oben hin mit einem Polyesterfaden (120er, mittlere Spannung und Stichweite) entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mit einem Überwendlichstich auf beiden Seiten zusammennähen.


Sind Fell und Leder miteinander vernäht, das Futter über den Beutel streichen und beim Taschenboden-Umbug mit 1cm Nahtzugabe abschneiden. Die Längsseiten mit Stecknadeln zusammenhängen und auf der rechten Seite mit der Haushaltsnähmaschine zusammennähen.

Anschließend den Beutel umdrehen und das Futter herausziehen, sodass der Taschenboden-Umbug des Futters vor einem liegt. Das Futter um 1cm nach innen biegen und mit der Haushaltsnähmaschine an der Kante absteppen.

Danach das Futter in den Beutel streichen und an der unteren Breitseite fixieren, damit es sich nicht mitbewegt, wenn Dinge aus der Tasche herausgezogen werden. Dazu ein Garn der Stärke 40 oder 30 doppelt verknoten und vom Futter in die Ecke nach außen in den Pelz stechen, auf der Außenseite verknoten und den Faden abschneiden. Dabei kann man durch ein Blatt Papier stechen, welches man dicht an den Pelz schiebt; dadurch werden keine Haare miteingeknotet bzw. abgeschnitten. Dies bei beiden Ecken machen.
Zuletzt wird der Tragegurt gefertigt. Dafür ein breiteres und stärkeres Baumwollband verwenden. Um die Länge des Gurtes regulieren zu können, wird ein Gurtbandschieber verwendet. Wie das Band gefädelt wird, ist hier nachzusehen.


Den Tragegurt am Beutel anbringen – et voilà!


