Anfang des Sommers lud mich eine Bekannte in ihr Ferienhaus ein, wo sie die alten Pelzmäntel ihrer Tante lagert. Nach Durchsicht der guten Stücke und einem gemeinsamen Brainstorming, was man denn daraus machen könne – vielleicht eine Tagesdecke? Pölster? Oder einen Muff? – fällt die Wahl auf eine Handtasche. Oder besser gesagt zwei Taschen; eine für sich und eine für ihre beste Freundin.

Anhand einiger Bilder und den Wünschen meiner Bekannten wird dieser Schnitt konstruiert. Er besteht aus zwei Seitenteilen, einem Boden und einem Henkel.

Dieser alte Nerzmantel, galoniert mit Velourslederstreifen, bildet das Ausgangsmaterial. In einem ersten Schritt wird der Mantel vollkommen aufgetrennt. Sprich Futter raus, Ärmel und Kragen abtrennen sowie die Lederstreifen entfernen.

Die so erhaltenen einzelnen Nerzstreifen werden nach Breite und Farbe sortiert. Dabei werden die beiden breitesten Streifen jeweils als Mitte der beiden Taschenseiten verwendet. An die Mittelstreifen werden dann die zweitbreitesten Streifen gelegt usw. Anhand des Schnittes kann man schauen, wie viele Streifen man braucht, um auf die erforderliche Breite zu gelangen. In diesem Fall sind es je sieben Streifen von 9cm bis 7,5cm.

Nach dem Sortieren werden die Nerzstreifen zusammengenäht. Dazu die Streifen auf der Haarseite aneinanderlegen und auf der Lederseite rund alle 10cm mit Strichen markieren, damit man beim Nähen nicht eine Seite weiter dehnt als die andere und sich eine kurvige Naht ergibt. Genäht wird mit Polyesterfaden entweder mit der Kürschnermaschine oder per Hand mit einem Überwendlichstich. Die Nähte mit einem Nahtroller oder dem Daumennagel glattstreichen.

Auf die beiden zusammengenähten Nerzstreifentafeln wird der Schnitt für die Seitenteile übertragen. An der oberen Kante werden zusätzlich 3cm Einschlag eingezeichnet. Die beiden Seitenteile mit dem Kürschnermesser oder einem Teppichmesser ausschneiden und auch den extra Saumstreifen abtrennen. Dabei die Pelztafeln immer anhaben, damit beim Schneiden keine Haare mitabgetrennt werden.

Den Saumstreifen einmal umdrehen, sodass die Haare von der Schnittkante aus gesehen in die andere Richtung laufen, und mit fester Spannung wieder annähen. Dadurch ergibt sich eine schöne Kante und das Fell läuft in den Einschlag und über die Tasche, sodass sich keine Haare aufstellen. Den Einschlag dann über die Seite legen und das überstehende Material wegschneiden.

Beide Seitenteile werden anschließend rundherum mit einem ca. 1cm breiten Baumwollband gebandelt. Dazu im Zickzack dicht entlang der Bandkante nähen. Darüber kommt eine feste Tascheneinlage, die dem finalen Produkt Stabilität verleiht. Die Einlage auf allen Seiten rund 5mm kleiner als die Seitenteile zuschneiden und pikieren. Für beide Arbeitsschritte ein etwas stärkeres Garn verwenden, etwa einen 40er Polyesterfaden.

Die gebandelten und pikierten Seitenteile werden nun aneinandergelegt und mit Strichen versehen. Einerseits auf den beiden Längsseiten, an denen die Seitenteile zusammengenäht werden, andererseits auch auf der Querseite, an die der Boden genäht wird. Hier Striche in der Mitte machen und an den Stellen, an denen die Bodenecken auf die Seitenteile treffen. Anschließend die Seitenteile aneinandernähen und die Nähte glattstreichen.

Damit sich der Einschlag schön legt werden die Naht und der Einschlag unterschlagen. Dazu von der einen auf die andere Seite durchstechen, den Faden um die Nadel legen und durch die sich so gebildete Schlaufe ziehen. Wenn die Naht und die Mitte des Einschlags unterschlagen sind, wird noch die Kante anstaffiert. Auch hierzu wieder einen stärkeren Faden nehmen.

Der Boden wird aus Leder gemacht, damit man die Tasche getrost abstellen kann. Dazu den Schnitt für den Boden auf das Leder übertragen und ausschneiden. Die Tascheneinlage für den Boden ca. 5mm kleiner ausschneiden und mittig auf das Leder aufbügeln. Striche in jeder Mitte der vier Seiten machen und mit einem 40er Polyesterfaden an das zusammengefügte Seitenteil nähen. Dabei treffen die Mitten der langen Seite des Bodens auf die Mitte der Seitenteile und die Mitte der kurzen Bodenseiten auf die Seitennähte des Seitenteils. An den vier Stellen später ein ca. 1cm langes Band annähen, an dem später das Futter fixiert wird. Danach die Tasche umdrehen, sodass die Pelzseite außen ist.

Das Futter wird aus Serge genäht und bekommt eine Tasche. Da Futter immer kleiner ist als das Außenstück, überträgt man den Schnitt eins zu eins auf das Futter und näht dann rund 5mm neben der Bezeichnung. Bevor man das Futter zusammenführt, wird die Futtertasche eingenäht.

Die Futtertasche wird aus einem, mit Vlieseline verstärktem, Baumwollstoff genäht. Dazu einfach ein ca. 17cm breites und 25cm langes Stoffstück zurechtschneiden, an die kurzen Seiten einen 15cm langen Reißverschluss annähen, die lange Seite in der Mitte falten und die beiden Seiten schließen. Die Mitte des Reisverschlusses markieren.

Auf dem Futter einen Schlitz für den Reißverschluss anzeichnen. Dazu die Mitte der Seite bezeichnen und von der oberen Einschlagskante 4-5cm runtermessen. Von der Mitte aus einen insgesamt 14cm langen und 1cm breiten Streifen einzeichnen, der in der Mitte aufgeschnitten wird. An den Ecken nicht gerade schneiden, sondern zwei Dreiecke.

Die Tasche in die Mitte des Schlitzes legen und mit einem farblich passenden Nähgarn von Hand staffieren. Ist die Tasche eingenäht, bügelt man die Einschlagskante 1,5cm um, schließt die Seitennaht und näht den Boden an.

Ist das Futter fertig genäht, wird es an die Bänder am Taschenboden genäht, in die Tasche gelegt und die umgebügelte Einschlagskante mit Nadeln auf den Einschlag gesteckt. Dabei bleibt das Futter 1,5cm unterhalb der Kante, sodass der Pelz nachher die Staffiernaht verdeckt. Staffiert wird einmal rundherum mit einem stärkeren Faden (z.B. ein 60er Polyesterfaden). Dabei von der Fellseite kommend in die Futterkante stechen, das Futter anziehen und wieder zurück ins Fell stechen.

Um die Tasche schließen zu können, kann entweder ein einfacher Druckknopf angenäht werden, oder man näht einen Magnetknopf unter den Einschlag auf der Futterseite ein. In beiden Fällen ein stärkeres Garn verwenden (etwa ein 30er Saba).

Der Henkel wird aus dem selben Leder wie der Boden gemacht. Dazu den Henkelschnitt zweimal auf die Lederrückseite übertragen und ausschneiden. Einen dritten Streifen, der etwas schmaler ist als der Henkel an sich, ausschneiden und zwischen die beiden Henkelteile kleben; dadurch erhält der fertige Henkel mehr Körper und wird robuster. Die beiden Enden bleiben offen, hier wird später die Tasche durchgesteckt und angenäht.

Um die Tasche mit dem Henkel zu verbinden, wird dieser mit Stecknadeln an der Tasche fixiert und mit Zwibond einmal rundherum mit einem Kantenstepp zusammengenäht bzw. mit der Tasche verbunden. Die Lederschnittkanten des Henkels können anschließend noch mit Bienenwachs eingelassen werden.
Et voilà!
