Na wo kommst du denn her?
Das Hausschaf wird seit etwa 8.000 Jahren domestiziert und ist eines der ältesten Nutztiere des Menschen. Eine besonders für die Pelzgewinnung interessante Rasse ist das Karakulschaf – auch Fettschwanzschaf genannt – das ursprüngliche in Zentralasien beheimatet ist und seit ca. 4.600 Jahren vor allem in den zentralasiatischen Steppen rund um Buchara (Usbekistan) gezüchtet wird. Die Felle der einige Tage alten Karakullämmer werden als Persianer bezeichnet. Felle ausgewachsener Tiere sind für die Pelzverarbeitung nicht relevant, da sich die Lockung einige Tage nach der Geburt aufzulösen beginnt und das Leder älterer Schafe dicker ist.

Der Ausdruck Persianer kommt wahrscheinlich daher, weil der ehemalige Handelsweg von Zentralasien nach Europa über Persien führte. Die Hauptproduktionsgebiete für Persianerfelle sind Afghanistan, Russland und Namibia.
Do the Locke-motion
Der Persianer ist vor allem für seine Locken bekannt. Der Handel unterscheidet mehr als zwanzig verschiedene Lockenformen – von Bohnenlocken bis hin zu Rosenlocken. Als Laie ist es schwierig anhand der Lockung etwas über die Herkunft der Felle zu sagen. Es gibt jedoch einen markanten Unterschied in der Zeichnung zwischen russischen und afrikanischen Fellen.

Russische Persianer sind in der Regel stark gelockt. Die Züchtung spezialisiert sich vor allem auf runde und markante Lockenformen. Die afrikanischen Felle hingegen sind flach gelockt und eher rippig / wellig. Für die afrikanischen Persianer hat sich der Markenbegriff SWAKARA entwickelt – er steht für South West African Karakul. Wer bei seinem Kleidungsstück also genau wissen will um welche Felle es sich handelt, kann das Futter leicht lösen und auf der Lederseite nachsehen, ob ein Stempel zu sehen ist.

Neben Kleidungsstücken aus ganzen Fellen werden beim Persianer – wie bei vielen anderen Tieren – auch die Klauen verarbeitet. Die Klauen sind eher geflammt/moiriert als gelockt und die aus ihnen erzeugten Pelze sind leichter als ihre ganzfelligen Pendants. Durch die Sortierung der Klauen und Einarbeitung von lockigen Persianerresten kann man interessante Optiken erzielen.

United Colors of Bähnetton
Naturfarben der Karakullämmer sind grau, weiß, schwarz sowie braun. Braune Locken mit goldenen Spitzen bezeichnet man als Sur-Persianer, mit weißen Spitzen nennt man sie Gulgash-Persianer. Auch gescheckte Felle – etwa weiß mit schwarzen Flecken – kommen natürlich vor.

Während man früher mit den Naturfarben vorliebnehmen musste, kann man Felle heute in allen gewünschten Farben bekommen. Dafür werden weiße Felle gefärbt bzw. dunkle Felle zuerst gebleicht. Von leichten Pastelltönen bis hin zu knalligen Mode- oder Doppelfarben ist alles möglich.

Wer seinen alten Persianermantel gerne in einer anderen Farbe hätte kann sich bei KürschnerInnen des Vertrauens mal beraten lassen.
Mythos Breitschwanz
Eine eigene Kategorie unter den Persianern bildet der sogenannte Breitschwanz. Hierbei handelt es sich um die Felle tot- oder frühgeborener Lämmer.

Karakulschafe werden als Steppentiere ganzjährig im Freien gehalten. Extrem ungünstige Witterungsverhältnisse – zum Beispiel kalte Nächte, in denen sich die Herden eng zusammendrängen um sich zu wärmen – können bei hochträchtigen Schafen zu Früh- oder Totgeburten führen.
Die Raten liegen zwischen 0,5-2% in Afrika und 4-8% in Zentralasien. Von diesen Fellen sind etwa 60% aufgrund des nicht vollständig entwickelten Leders und Haares nicht zu verarbeiten.
Ein schönes Persianerfell ist im Verkauf mehr wert als ein Breitschwanzfell; gesunde Muttertiere sind für ZüchterInnen somit wertvoller als einige Breitschwanzfelle. Die sich hartnäckig haltende Urban Legend, dass ZüchterInnen absichtlich Frühgeburten einleiten oder ungeborene Tiere aus dem Mutterleib schneiden würden ist unhaltbar, wenn man logisch darüber nachdenkt.

Eine Ausnahme bildet der SWAKARA-Breitschwanz. Hierbei stammen die Felle von vollausgetragenen Karakullämmern, die bewusst gezüchtete flachlockige Felle haben. Sie zeichnen sich durch kurzes Haar und eine flache Moiré-Zeichnung aus.
Generell gilt, dass Breitschwanzfelle sich zu Persianern in der Zeichnung, Fellgröße und -dicke unterscheiden. Aufgrund des besonders zarten Leders & geringen Gewichts können sie auch zu Sommerpelzen verarbeitet werden.
Sonst noch was?
Bei Schafs- und Lammfellen besteht das Leder aus zwei Schichten, die sich mit der Zeit voneinander lösen können. Dies ist ein Zeichen dafür, dass es sich um älteres bzw. schlechteres Material handelt. Wer also einen Persianer in die Hände bekommt sollte auf Stellen achten, an denen sich das Leder schuppt.

Persianer verlieren wie alle Pelze mit der Zeit Haare – vor allem an beanspruchten Stellen. Da die Locken des Persianers jedoch recht flach sind und keine Unterwolle haben, die diese kahlen Flecken überdecken könnten, sind sie meist sichtbar. Man kann sie mit einem Pelzretuschierstift färben und so optisch etwas entschärfen. Finger weg von Permanentmarkern, da diese das Leder austrocknen.
Und wie bei allen Pelzen sollte auf Motten kontrolliert werden. Diese fressen bei gemischter Aufbewahrung zwar lieber bzw. zuerst weicheres Material wie Nerz oder Fuchs, aber können auch auf Persianer gehen.